MGV Haldem

Der Männergesangverein 1950 Haldem e.V.

Wesentliche Kulturträger einer Ortschaft, Gemeinde oder Stadt sind die Gesangvereine. In unserer schnelllebigen Zeit, in der Funk und Fernsehen den Hauptanteil der Kultur “frei Haus” liefern, ist die Arbeit unserer Laienchöre gar nicht hoch genug anzuerkennen. Einer dieser Laienchöre ist der Männergesangverein 1950 Haldem e.V. Obwohl an Jahren vielleicht der jüngste Verein Haldems, ist er aus dem örtlichen Gemeinschaftsleben schlecht wegzudenken.

Als im Spätsommer 1949 vier Haldemer Männer zusammenfanden, um gemeinsam alte deutsche Volkslieder zu singen, dachten diese Vier sicher noch nicht an die Gründung eines Chores. Doch schnell fanden sich weitere Interessierte und schon am 14. März 1950 wurde dem Amtsdirektor die Vereinsgründung mitgeteilt.

 Dass auch vorher schon in Haldem gesungen wurde, geht aus dem Protokollbuch der Schule zu Haldem hervor, in dem der damalige 1. Lehrer Wömmel vermerkte: “Im Herbst des Jahres 1904 wurde von den Lehrern Wömmel und Philipps der frühere Gesangverein von neuem ins Leben gerufen. Die alten Mitglieder erschienen fast alle und Neue ließen sich aufnehmen. Den Winter hindurch wurde in dem Schullokal recht fleißig geübt. Doch wurden zum Frühjahr die Übungsstunden „wegen der vielen Landarbeit und der kurzen Abende eingestellt“. Soweit das Protokollbuch. Leider sind sonst keinerlei Aufzeichnungen, auch über die Tätigkeit eines Chores vor 1904, mehr vorhanden. Zurück jedoch zum MGV.

Von den vier Teilnehmern der ersten “Probestunde“ sind bis Anfang des neuen Jahrhunderts noch die beiden ersten Vorsitzenden, die der Chor bisher hatte, nämlich Fritz Bollhorst und Hans Frieten, aktive Sänger gewesen. Die zwei anderen Mitbegründer, Helmut Alhorn und Kurt Jäger, verzogen aus Haldem. Erster Leiter, aber nur für einige Monate, war Herr Jordan. Aber schon bald übernahm der Lehrer Hermann Rebber den Chor, der inzwischen schon 18 Mitglieder zählte.

Durch die hervorragende Arbeit Hermann Rebbers konnte der Chor schon am 29. Januar 1950 auf Einladung des Schützenvereins Haldem zum ersten Mal an die Öffentlichkeit treten und hatte einen vollen Erfolg. Dann wurde ein Vorstand gewählt und bereits im April 1950 ein eigenes Chorkonzert veranstaltet. Noch im gleichen Jahr erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 40 aktive Sänger und zum ersten Mal trat der Chor auch auswärts an die Öffentlichkeit, nämlich beim Konzert des Nachbarvereins Dielingen. Dann erfolgte der Anschluss an den Nordwestdeutschen Sängerbund und der Chor verzeichnete seine ersten großen Erfolge auf Kreissängerfesten. Auch bei allen möglichen Anlässen, wie goldenen Hochzeiten, Heimatabende usw. war der Chor bald ein gern gesehener Gast. Die eigenen Konzerte, in Folge stets am 1. Mai abgehalten, waren bald ein Mittelpunkt des kulturellen Lebens in Haldem und ein Begriff für Leistung über Dorf- und Ländergrenzen hinweg.

1953 und 1954 musizierte der Chor im Haldemer Schlosspark. Allen, die dabei waren, werden diese Konzerte eine bleibende Erinnerung sein (je Konzert waren etwa 2000 Besucher da). 1953 erhielt der Chor eine Fahne von seinem späteren Ehrenmitglied Willi Frieten aus Düsseldorf, die am 1. Mai im Beisein des Patenvereins M.G.V. 1864 Düsseldorf-Hassels und den örtlichen Vereinen eingeweiht wurde. Die Freundschaft mit dem M.G.V. aus der Landeshauptstadt wurde mit Besuchen und Gegenbesuchen gefestigt und bestand viele Jahre.

Auch “höheren Ortes” war man auf den jungen Chor aus Westfalen aufmerksam geworden. Und so blieb es nicht aus, dass der Chor bald einen ehrenvollen Auftrag bekam.

Als Musterchor gab der Chor ganz allein ein Konzert vor den kritischen Ohren der Chorleiter des gesamten Nordwestdeutschen Sängerbundes in Bassum. Auch dort war man des Lobes voll, zumal der Chor noch so jung an Jahren, aber auch im Altersdurchschnitt der Aktiven (24 Jahre) war. Damit war der Chor der jüngste in Norddeutschland.

Durch die rasch fortschreitende Motorisierung, durch das eingangs erwähnte Fernsehen und sonstige Aktivitäten, verlor der Chor einen jungen Sangesbruder nach dem anderen, so dass am Ende der “harte Kern” sich um die 20 Sänger einpendelte. Verhältnismäßig gut hat der Chor diese “saure Gurkenzeit” überstanden. In der Festschrift zum 10-jährigen Bestehen 1960 konnte man sodann auch nachlesen, dass der MGV 1950 Haldem ein Kulturfaktor geworden und aus dem gesamten Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken ist.

Sicher gab es auch in der Folge Hochs und Tiefs, aber immer wieder waren es vorwiegend die älteren Sänger, die dann zur Sache standen und dem Vorstand die Arbeit erleichterten.

1962 begab sich der Verein zum ersten Mal auf das glatte Parkett der Sängerwettstreite. Was als Tagesausflug mit Teilnahme am Wettstreit geplant war, wurde für den Chor in Handorf bei Münster zum größten Erfolg überhaupt bis in die heutige Zeit. Auf Anhieb fünf erste Preise, den Dirigentenpreis und einen Sonderehrenpreis für die Höchstpunktzahl von 11 Chören, waren der Lohn für gute Arbeit und Ansporn, auf diesem Wege weiterzumachen. Den großen Erfolg feierte ganz Haldem mit dem MGV und die freiwillige Feuerwehr ließ es sich nicht nehmen, den Chor mit einem Fackelzug am Ortseingang abzuholen.

1975 wurde der Verein 25 Jahre alt. Ein Grund, etwas Besonderes zu veranstalten. Die ersten westfälischen Chortage, verbunden mit einem großen Sängerwettstreit (28 teilnehmende Chöre), wurden ein großer Erfolg für den Chor und darüber hinaus für den ganzen Ort.

Die kulturelle Arbeit des Chores auch über die Ortsgrenzen hinaus veranlasste den damaligen Haldemer Gemeinderat, der voll hinter seinen Sängern stand, einen namhaften Zuschuss zur Beschaffung einheitlicher Kleidung zu bewilligen.

Seit 1969 veranstaltete der Chor in unregelmäßiger Folge Konzerte mit dem Bielefelder Kinderchor. Ebenso seit 1969 unterhält der Chor mit dem Gemischten Chor Dillendorf / Hunsrück und seit 1977 mit dem St. Pancratiuskoor Tubbergen / Holland freundschaftliche Beziehungen, die in wechselweisen Besuchen mit gemeinsamen Konzerten ihre Höhepunkte haben.

Inzwischen wurden 1980 die 2. Westfälischen Chortage veranstaltet, die nun schon für viele Chöre des In- und Auslandes ein fester Begriff geworden waren.

Ein weiterer Höhepunkt war 1980 das Konzert der Big-Band der Bundeswehr mit Günter Noris, dessen Reinerlös der Krebshilfe zu Gute kam.

1985 waren die 3. Westfälischen Chortage mit 38 Chören, darunter zwei großen Chören aus Holland, die absolute Spitze. Selbst der Westdeutsche Rundfunk sendete mehrere Male Ausschnitte aus dieser Veranstaltung. Auch diese Erfolge werden dem Chor Ansporn sein, sich weiter so zu engagieren zur Erhaltung des deutschen Liedgutes, zur Förderung des Verstehens mit anderen Chören und nicht zuletzt zur Pflege der Geselligkeit untereinander.

Leider musste im Jahre 1985 unser langjähriger verdienter Chorleiter Hermann Rebber aus gesundheitlichen Gründen den Taktstock niederlegen. Ihm verdankt der Chor eigentlich alles. Sein fruchtbares Wirken wird auch in den folgenden Jahren noch immer zu spüren sein. Sein Nachfolger, Hermann Stratemeyer, der aus den eigenen Reihen kommt, wird auf die Arbeit Hermann Rebbers aufbauen können und so versuchen, das Niveau des Chores wenigstens zu halten. Aus Anlass der 750-Jahrfeier unseres Haldems hat der Chor 1986 die Ausrichtung des Kreissängerfest der Bezirksgruppe Lübbecke übernommen.

Die aktiven Sänger werden immer älter, Nachwuchs ist in heutiger Zeit sehr schwer zu motivieren, so bleibt es nicht aus, dass die Anzahl der Aktiven von Jahr zu Jahr schrumpft, bis der Chor nicht mehr singfähig zu werden drohte. Aktuell fehlten Bass-Stimmen, so dass sich der Vorstand im Jahr 2008 entschlossen hat, dass sich der MGV Haldem mit dem Männerchor der „Liedertafel“ Rahden, dem Tenor-Stimmen fehlten, zu einer Chorgemeinschaft verbindet. Seitdem singt die Chorgemeinschaft im wöchentlichen Rhythmus in Haldemer bzw. in Rahdener z.T. wechselnden Lokalitäten. Mittlerweile ist wegen Auflösung der Männerchöre in Lübbecke und Kleinendorf auch Verstärkung aus diesen Chören der Chorgemeinschaft hinzugestoßen.